Donatella Della Ratta: Freedom of expression in new Arab landscape

Nach Joi Ito sprach die Journalistin Donatella Della Ratta, die für die italienische Zeitung Il Messagero schreibt. In den Zeiten der Terrorhysterie hat die Beobachtung arabischer Medien im sogenannten "Westen" einen anderen Stellenwert bekommen. Donatella ging in ihrem lebhaften Vortrag zunächst auf den Zustand vor dem ersten Golfkrieg ein. Fernsehen als Medien war, von den Kolonialmächten abgeschaut, als staatliches Medium etabliert worden. Im Gegensatz zu den europäischen Vorbildern wurde das Modell aber an die drei spezifischen arabischen Tabuthemen angepasst:

1. Sex
2. Religion
3. Politik

Das dritte Tabu ist übrigens erstaunlicherweise das Wichtigste. Nachrichten waren staatliche Verlautbarungen, wie man sie in Europa im untergegangenen Ostblock kannte. Und es war die goldene Regel: Niemals den arabischen Bruder attackieren!

Der Golfkrieg änderte alles: Das Aufkommen der Satelliten-Technik weichte das staatliche TV-Monopol auf, über die westlichen Sender kam eine "andere" Wahrheit in den arabischen Raum. Um den Westen nicht die Meinungsmacht alleine zu überlassen, kam die Idee eines panarabischen Satelliten-TV auf. Mit "Orbit" entstand in Rom ein erster panarabischer Sender, als Joint Venture mit der BBC. Das Projekt scheiterte mehr oder weniger, aber bereitete den Weg für einen anderen panarabischen Sender: Al Jazeera!

Al Jazeera ist der erste globale Sender, der nicht aus dem Westen kommt und in Englisch sendet!
Und noch eines gab uns Donatella mit: »Freedom of expression doesn't have a double standard!« D.h.: Wir müssen damit leben, dass via Al Jazeera Stimmen zu Wort kommen, die bei uns wohl als "Haßprediger" eingestuft werden würden! Das es gerade in den USA damit ein Problem gibt, zeigen die vielfältigen Behinderungen, denen Al Jazeera-Journalisten ausgesetzt sind, wenn sie bspw. aus dem Irak berichten wollen.

# Ralf Graf, 29.12.04, 13:54 Uhr.